Auf den Spuren des Glacier Express - MGB Furka-Oberalp-Bahn Brig - Andermatt - Disentis 1000 mm
Linie 600 - Gotthardbahn Nordrampe
Arth-Goldau - Göschenen
MGB Schöllenenbahn
Göschenen - Andermatt
MGB Furka-Oberalp Bahn
Brig - Andermatt - Disentis
Brig (671 m)
Die MGB-Station von Brig vor dem Umbau zu einem Durchgansbahnhof. Auf Gleis 12 ist gerade ein Glacier Express angekommen, der nach dem Umsetzen nach Zermatt weiterfahren wird. Inzwischen wartet der Wendezug nach Göschenen auf Gleis 11 auf seine Passagiere.
Realp und das Urserental (1538-1452 m)
In Realp herrscht der Winter.
Es ist Ende April, und der tiefe Urserental ist grün geworden. Die kleinen rot-weissen Züge überqueren die Furkareuss auf dem Richlerenviadukt in der nähe von Hospental. Dies ist wahrscheinlich der schönste Teil des Streckenabschnitts.
Der Bau der Bahnstrecke Brig – Furka – Disentis hat 20 Jahre nach der Eröffnung der Visp-Zermatt-Bahn (1891) begonnen. Zu dieser Zeit in Graubünden, das Netz der Rhätischen Bahn hat sich ausgedehnt, die Strecke Ilanz – Disentis wurde 1912 in Betrieb genommen. Die Schöllenenbahn, die später als Verbindung zwischen der Gotthardbahn und der Furka-Oberalp-Bahn funkzionierte, wurde 1917 fertig gestellt.
Die Bauarbeiten begannen zuerst zwischen Brig und dem Furkapass im Jahr 1911, im nächsten Jahr auch zwischen Andermatt und Disentis. Bis 1914 wurde der Walliser Abschnitt fertig gestellt, die Strecke wurde 1915 zwischen Brig und Gletsch in Betrieb genommen.
Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs hat den französischen Mehrheitseigner finanziell stark betroffen, deshalb wurden die Bauarbeiten auf den zusätzlichen Abschnitten eingestellt. Die Finanzkrise führte 1923 schließlich zum Konkurs. Nur ein Zusammenschluss der betroffenen Kantone und Nachbareisenbahnen (Visp-Zermatt-Bahn, Rhätische Bahn) konnte die Gesellschaft und den Plan der Ost-West-Eisenbahnverbindung vor der endgültigen Einstellung retten. Die Bauarbeiten wurden fortgesetzt, und die Gesamtstrecke der neu gegründeten und organisatorisch der Visp-Zermatt-Bahn (VZ) untergeordneten Furka-Oberalp-Bahn (FO) konnte 1926 eröffnet werden. Mit Kurswagen konnte man von Brig sogar bis St. Moritz gelangen.
Das Meterspurnetz wurde erst im Jahr 1930 vollständig, als die noch fehlende Strecke Visp – Brig der VZ fertig gestellt wurde. Die drei Bahngesellschaften (VZ, FO, RhB) haben noch in diesem Jahr ihren gemeinsamen (und damals noch dampfbetriebenen) Schnellzug zwischen Zermatt und St. Moritz unter dem Namen „Glacier Express“ gestartet.
Doch der durchgehende Verkehr war nur in den Sommermonaten möglich, im Winter blieben die Furka- und Oberalppässe unbefahrbar.
Die Oberalp-Bergstrecke wurde bis 1942 wintertauglich gemacht, gleichzeitig wurde die ganze Strecke im Wechselstromsystem der Nachbarbahnen (11 kV 16 2/3 Hz) elektrifiziert. Mit der Elektrifizierung der Furka-Oberalp-Bahn wurde die vom Anfang an mit 1200 V Gleichstom betriebene Schöllenenbahn auf 11 kV Wechselstrom umgestellt.
1961 wurde die Furka-Oberalp-Bahn unabhängig von der VZ (später Brig-Visp-Zermatt-Bahn), und übernahm die Schöllenenbahn.
Um die im Winter weiterhin unbefahrbare Furka-Bergstrecke zu ersetzen, wurde 1973-1982 der 15.381 m lange Furka-Basistunnel zwischen Oberwald und Realp gebaut.
Heutzutage ist die Strecke Brig – Disentis 97 km lang, teilweise mit Zahnstangen (System Abt) betrieben. Die maximale Neigung ist 110 Promille.
2003 fusionierte die Furka-Oberalp-Bahn mit der BVZ Zermatt-Bahn, so entstand der heutige Betreiber der Linie, die Matterhorn Gotthard Bahn.
Es ist ebenso Ende April, nur ein Jahr früher: diesmal gibt es noch keine Spur vom Grün. Die Krokusse zwischen den Schneeflecken sind die ersten Frülhlingsboten.
Hospental (1452 m)
Bahnhof Hospental mit dem nach Brig fahrenden Regionalzug, und das Dorf. Von hier steigt die alte Gotthardstrasse zum Pass hinauf, und auch der Gotthard-Strassentunnel führt hier in der Tiefe.
Andermatt (1436 m)
Vom Trennungsbahnhof Andermatt fahren di Züge nicht nur nach Brig und Disentis, sondern auch durch die steile Schöllenenschlucht nach Göschenen, wo eine Umsteigemöglichkeit auf die normalspurige Gotthardbahn besteht.
Nach Andermatt führt ein langer Zahstangenabschnitt Richtung Oberalppass.
Der Gepäcktriebwagen Deh 4/4 II 93 zieht den Zug R 834 auf der steilen und kurvenreichen Strecke Richtung Nätschen.
Der Regionalzug 834 fährt oberhalb von Nätschen, zwischen hohen Bergen weiter.
Der nach Andermatt fahrende Regionalzug R 839 rollt neben dem Oberalpsee, und steigt ins Tal der Oberalpreuss hinab.
Später erreichen auch die Glacier Express-Züge 902 und 904 den Oberalpsee, wo Kühe liegen friedlich auf der Wiese.
Oberalppass (2033 m)
Seit 1982 ist der Oberalppass der höchste Punkt der Bahnstrecke. Jetzt ruht der See eingefroren unter mehreren Metern Schnee. Über dem Bahnhof warten Skipisten auf die Wintersportler.
Dieser Regionalzug fährt schon im Kanton Graubünden Richtung Surselva. Neben dem absteigenden Zug zeigen nur die Schneepfosten den Verlauf der Landstrasse.
Tujetsch (Dieni-Rueras-Sedrun, 1452-1441 m)
Wie eine Perlenkette fädelt die Bahn die Dörfer von Tujetsch im Tal des Vorderrheins. Die Mehrheit der Einwohner ist Rätoromanischer Muttersprache.
Disentis / Mustér (1130 m)
Das Benediktiner Kloster und der Bahnhof herrschen die Landschaft über dem Dorf.
Der Bahnhof Disentis bildet die Grenze zwischen den MGB- und RhB-Netzen, gehört allerdigs zur Rhätischen Bahn. Obwohl die Spurweite und das Stomsystem gleich bleiben, können hier die Züge nur mit Lokwechsel weiterfahren. Auf dem RhB-Netz gibt es keine Zahnstangenabschnitte mehr, und wegen den milderen Steigungen können mehr Wagen hinter eine Lokomotive angehängt werden. Deshalb verkehren die auf der MGB-Strecke geteilt geführten Glacier Express Züge ab Disentis vereint.
Das im 8. Jahrhundert geründete Benediktine Kloster wurde 1799 während des Zweiten Kolalitionskrieges von französischen Truppen geplündert und niedergebrannt. Es wurde erst 1880 wiederaugebaut. Seitdem beherbergt das Kloster auch ein Gymnasium.